Die Nippon Connection Story

Jedes Jahr zwischen Anfang Mai und Anfang Juni lässt das Nippon Connection Filmfestival Frankfurt am Main für sechs Tage in Pink erstrahlen. Nippon Connection ist das weltweit größte Festival für japanischen Film und bietet mit über 100 Kurz- und Langfilmen vielfältige und spannende Einblicke in die japanische Filmkunst. Zahlreiche Filmschaffende und Künstler*innen aus Japan sind regelmäßig selbst vor Ort, um ihre Werke einem breiten Publikum vorzustellen. Durch sein abwechslungsreiches Rahmenprogramm möchte das Festival dazu anregen, die vielen Facetten der japanischen Kultur kennenzulernen und zu entdecken. Hauptveranstaltungsorte sind das Künstlerhaus Mousonturm und das Theater Willy Praml in der Naxoshalle.

Das erste Festival wird geplant

Ende der 1990er Jahre begann alles mit einer einfachen Idee. Die beiden asienbegeisterten und kino- bzw. festivalerfahrenen Filmwissenschaftsstudenten Marion Klomfaß und Holger Ziegler wollten an der Frankfurter Goethe-Universität japanische Filme zeigen. Denn diese waren Ende der 1990er Jahre im deutschen Kino und Fernsehen noch eine echte Seltenheit. Mithilfe einiger Mitstreiter konnte die Planung des studentischen Projekts im Jahr 1999 beginnen.

Zur Vorbereitung besuchte Marion Klomfaß im Oktober 1999 das Yamagata International Documentary Film Festival und das Tokyo International Film Festival. Dort konnte sie aktuelle japanische Filme sichten und erste Kontakte knüpfen. Im April 2000 fand schließlich das erste Nippon Connection Filmfestival im Studierendenhaus der Goethe-Universität in Frankfurt-Bockenheim statt. An vier Tagen wurden insgesamt 13 Filme gezeigt. Schon damals wurde Wert auf ein umfangreiches Rahmenprogramm gelegt, um die Besucher für das Festival zu begeistern. Die Erwartungen wurden um ein Vielfaches übertroffen: Statt der 1.500 erwarteten Besucher waren es um die 10.000 Besucher, die großes Interesse an aktuellen japanischen Filmen und japanischer Kultur zeigten und dem Konzept somit recht gaben.

Der überwältigende Erfolg spornte das Organisationsteam an, das Festival für die kommenden Jahre weiterzuführen. Während einer einjährigen Pause wurde der gemeinnützige Verein „Nippon Connection e.V.“ gegründet und es ging an die Planung des zweiten Nippon Connection Filmfestivals 2002. Das Festival sollte ab diesem Zeitpunkt im jährlichen Turnus stattfinden. Schon im Jahr 2002 wurden Video-Produktionen in einer eigenen Reihe gezeigt („Nippon Digital“) und in Zusammenarbeit mit dem Künstlerhaus Mousonturm die erste Ausstellung organisiert. Im darauffolgenden Jahr gab es die erste Retrospektive („Nippon Retro“) in Zusammenarbeit mit dem Deutschen Filmmuseum sowie weitere Veranstaltungen in Kooperation mit dem Literaturhaus Frankfurt.

Die Geburtsstunde des “Nippon Cinema Award”

Im Jahr 2004 wurde zum ersten Mal der „Nippon Cinema Award“ verliehen”. Sechs Jahre später wurde die erste Fachjury eingesetzt. Sie verlieh zum zehnjährigen Jubiläum im Jahr 2010 erstmals den „Nippon Digital Award“ (heute: „Nippon Visions Jury Award“), der vor allem Nachwuchstalente unterstützen soll. Das erste Programm für Kinder („Nippon Kids“) gab es im Jahr 2012. Von 2012 bis 2014 wurde der „VGF Nippon in Motion Award“ für den besten 12-Sekunden-Spot verliehen. Im Jahr 2013 zog das Festival vom Studierendenhaus an seinen aktuellen Spielort, das Künstlerhaus Mousonturm und das Theater Willy Praml in der Naxoshalle. Der erste „Nippon Honor Award“ wurde 2015 an den Schauspieler Tadanobu ASANO verliehen. In den nachfolgenden Jahren konnte der Ehrenpreis persönlich an Regisseur Kiyoshi KUROSAWA und an Schauspieler/Regisseur Koji YAKUSHO verliehen werden.

Inzwischen sind die Besucherzahlen auf über 16.000 gestiegen. Die Fans des Festivals kommen nicht mehr nur aus Deutschland, sondern reisen aus der ganzen Welt nach Frankfurt, um die neuesten japanischen Filme zu sehen. Mittlerweile hat sich das Nippon Connection Filmfestival mit über 100 jährlich gezeigten Kurz- und Langfilmen zur größten Plattform für aktuellen japanischen Film weltweit entwickelt. Die meisten Filme feiern dort ihre Deutschland-, Europa- oder Weltpremiere. Darüber hinaus wurden im Rahmen des Festivals zahlreiche Regietalente entdeckt und in ihrem Schaffen kontinuierlich begleitet. Dazu gehören unter anderem Nobuhiro YAMASHITA, Toshiaki TOYODA oder Yuki TANADA.

Ein wichtiges Anliegen des Festivals liegt darin, den Austausch zwischen Publikum und Filmemachern zu fördern. Jedes Jahr präsentieren viele Regisseure, Schauspieler und Produzenten ihre Filme persönlich und stehen dem Publikum Rede und Antwort. Unter den anwesenden Gästen waren bisher zahlreiche Größen des japanischen Films, darunter Kaori MOMOI, Koji WAKAMATSU, Shinya TSUKAMOTO, Shinsuke SATO, Yukihiko TSUTSUMI, Ryuichi HIROKI, Kazuyoshi KUMAKIRI, Sakura ANDO, Masaharu TAKE, Miwa NISHIKAWA, Akira OGATA, Tomorowo TAGUCHI, Koji YAMAMURA.

Der japanische Film in wissenschaftlicher Perspektive

Seit der Gründung als studentische Initiative spielt die akademische Beschäftigung mit dem japanischen Kino eine wesentliche Rolle. Beim Festival werden regelmäßig Veranstaltungen in Kooperation mit dem Fachbereich der Japanologie und dem Institut für Filmwissenschaft der Goethe-Universität angeboten. Zahlreiche internationale Japanfilmexperten geben in Vorträgen und Diskussionsveranstaltungen Einblicke in das japanische Filmschaffen. Mit der Kinema Club Konferenz fand bereits zweimal eine der wichtigsten internationalen akademischen Veranstaltungen zu Film und Medien aus Japan im Rahmen des Festivals statt.

Auch in Japan selbst blieb der Erfolg von Nippon Connection nicht unbemerkt. Im Jahr 2004 wurden die Festivalorganisatoren vom japanischen Kulturministerium (Bunkacho) nach Tokio eingeladen, um an einem Symposium zur Wirkung des japanischen Films im Ausland teilzunehmen. Es folgten weitere Einladungen zu Diskussionsveranstaltungen und Filmfestivals in Japan. Im Juli 2013 wurde Festivalleiterin Marion Klomfaß vom japanischen Außenminister für ihre Verdienste um den japanisch-deutschen Kulturaustausch mit der Gaimu Daijin Hyosho-Urkunde ausgezeichnet.

Rosa wird zum Markenzeichen

Nippon Connection bietet nicht nur auf der Leinwand etwas für das Auge: Seit dem ersten Festival im Jahr 2000 ist das auffallende Corporate Design ein Markenzeichen des Festivals. Die markanten Poster in zartem Rosa bis zu leuchtendem Pink stechen jedes Jahr zwischen der Plakatmasse hervor und wurden bereits mit zahlreichen deutschen Kreativ- und Design-Preisen ausgezeichnet.

Neben dem Programm selbst arbeitet das Festivalteam an zahlreichen weiteren Projekten. So brachten die Festivalorganisatoren nach einem Tokio-Besuch verschiedene Sounds der Tokioter U-Bahn mit und gaben sie an deutsche Musiker weiter, die sich von diesen Klängen zu einem imaginären Soundtrack der japanischen Mega-City inspirieren ließen. Das Ergebnis dieses Projekts erschien 2003 unter dem Titel „Nippon Connection – The Tokyo Metro Soundtrack“ als Musik-CD. Im April 2005 erschien das CD-Set „Nippon Connection Exchanging Tracks“. Zwei traditionelle japanische Musikstücke wurden renommierten Remixern aus Europa und den USA zur Verfügung gestellt. Diese ließen sich von der Atmosphäre der Stücke und den Samples inspirieren und komponierten ihre persönlichen Soundtracks. Unter dem Projekttitel „Exchanging Tracks“ drehten japanische Regisseure zu den Musikstücken Kurzfilme.

Ehrensache

Trotz der Größe des Nippon Connection Festivals und der vielen weiteren Projekte des Vereins Nippon Connection e.V. arbeitet das Organisationsteam überwiegend in ehrenamtlicher Arbeit. Das Team besteht aus mittlerweile rund 70 Personen, vom Erstsemester-Studierenden bis hin zum Berufstätigen. Während des Festivals wird das Team zudem von über 100 freiwilligen Helfern unterstützt, dessen Herz wie auch beim Hauptteam stark an Japan und dem japanischen Film hängt. Das Festivalbudget muss jedes Jahr neu akquiriert werden und setzt sich aus verschiedenen Förder- und Sponsorengeldern zusammen. Seit 2013 hat das Festival außerdem jedes Jahr erfolgreich Crowdfunding-Kampagnen durchgeführt. Obwohl das Nippon Connection-Team schon so viel erlebt hat, ist der Enthusiasmus nach wie vor groß, und es gibt immer neue Ideen, die auf ihre Umsetzung warten.